Was 20 Fahrräder mit Pantomime zu tun haben

Radwerkstatt macht Flüchtlinge mobil

Matthias Meurer steht mit den beiden Flüchtlingsjungen Samir (8 Jahre) und Samin (7 Jahre) und ihren Fahrrädern an der Kreuzung in Oberelben. Mit Händen und Füßen, mit großer Mimik und ganz viel Körpereinsatz erklärt er ihnen, wie man eine Straße überquert. Das ist auch dringend nötig, denn es hätte

beinahe schon einen Unfall gegeben. Die Jungs sind nämlich ganz begeistert von den Fahrrädern, die bei einer Sammlung in Oberelben von Bürgern gespendet wurden. So begeistert, dass sie nicht nur auf dem Hof des Wohnheims herumfahren sondern auch auf der Straße. 


Und dummerweise befindet sich genau vor dem Wohnheim eine gefährliche Kreuzung. Meurer, der sich ehrenamtlich um die gespendeten 20 Fahrräder kümmert, hat kurz überlegt, ob er die Kinderfahrräder aus Sicherheitsgründen wieder einsammelt. Das wäre die einfache Lösung gewesen. Aber den Kindern tut das Fahrradfahren gut und es macht ihnen riesigen Spaß. Deshalb gibt’s jetzt Verkehrsunterricht. Und weil die Jungs kaum deutsch sprechen, agiert er als Pantomime. Und bekommt so ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. 

Vor rund sechs Wochen startete die Aktion mit der Spende der 20 Fahrräder. Meurer checkte die Drahtesel: 12 waren ohne größere Schäden. Nur ein Schlauch musste hier und da erneuert werden. Dann ging’s ans Entmüllen von drei Garagen, damit die Räder fortan geschützt stehen. Wobei „stehen“ noch Zukunftsmusik ist. Oft liegen die Räder kreuz und quer, weshalb Meurer jetzt noch nach Fahrradständern sucht.

Gefunden hat er unter den Flüchtlingen mittlerweile aber bereits Helfer: Der 17jährige Darius kümmert sich um kleinere Reparaturen an den Rädern. Meurer selbst kauft Schläuche und Ventile ein. Khalil sorgt für Ordnung in der Garage und Meurer merkt, wie die Verantwortlichkeit langsam wächst.

Wie hilfreich ein Fahrrad sein kann, zeigt sich an den gespendeten Rädern in Oberelben.

Die Flüchtlinge nutzen sie nicht nur für praktische Dinge wie einkaufen fahren. Sieben von ihnen trainieren regelmäßig beim SSV Nümbrecht - Khalil sogar in der 2. Mannschaft. Ohne Fahrräder wäre es schwierig zum Training auf den Fußballplatz zu kommen. Und das wiederum wäre schade, denn beim Sport ergeben sich Integration und Deutsch lernen ganz nebenbei. 

Deshalb kümmert sich der Ex-Lehrer darum, dass die Räder in Schuss bleiben. Und eben auch darum, dass bei den Kindern keine Unfälle passieren. Dafür verrenkt er sich gerne. Es wird viel gelacht und die Jungs finden es klasse. Mit Pantomime versteht man Verkehrsregeln eben auch ohne große Worte. (D.N.)